Beschreibung
Die chinesisch-russische Grenze, einst die längste Landgrenze der Welt, hat in der Geschichte der Imperien bisher wenig Beachtung gefunden. Dieses Buch schließt diese Lücke und erzählt von ihrem bemerkenswerten Wandel: von einer vage markierten Grenze im 17. Jahrhundert bis hin zu einer streng patrouillierten Barriere mit Wachtürmen und Stacheldraht im 20. Jahrhundert.
Sören Urbansky entfaltet das Panorama der sozialen Milieus der Menschen vor Ort und stellt gleichzeitig die globalen Verstrickungen der beiden Imperien in den Mittelpunkt. Die Lebenswelten der Russen, Chinesinnen, Kosaken und Mongolinnen sind so eng miteinander verwoben, dass nationale Trennungen über lange Zeiten hinweg weitgehend unbeachtet blieben. Das änderte sich erst, als das Konzept »Grenze« im 20. Jahrhundert an geopolitischer Bedeutung gewann.
Anhand einer Fülle von unbekannten Quellen zeigt Urbansky, wie es den Staaten gelang, traditionelle Grenzlandkulturen zu unterdrücken, indem sie verwandtschaftliche, kulturelle, wirtschaftliche und religiöse Verbindungen über die Staatsgrenze hinweg durch Gesetze, physische Gewalt, Zwangsassimilation und Propaganda kappten. Dieses Buch erweitert das Verständnis davon, wie Grenzen festgelegt werden und welche Konsequenzen das zeitigt.
Sören Urbansky ist Historiker und seit 2023 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Zuvor forschte er am Deutschen Historischen Institut Washington und leitete zuletzt dessen Pazifikbüro im kalifornischen Berkeley.