Beschreibung
Einzigartig ist die Bewegung der Gilets jaunes in vielerlei Hinsicht: Einfache Menschen aus den Peripherien haben sich selbstst?ndig vernetzt und lehnen jede Art von Repr?sentation ab. Mit ihren Aktionsmethoden sprengen sie den Rahmen des institutionalisierten Protests. Ihre Forderungen sind nicht gerade revolution?r – sie wollen einfach bessere Lebensbedingungen, mehr Gerechtigkeit, mehr Achtung. Dennoch haben sie das Land in die tiefste soziale Krise seiner j?ngeren Geschichte gest?rzt. Die Neuigkeit des Ereignisses, das mit Sicherheit langfristige Folgen zeitigen wird, zeigt sich auch dadurch, dass es sich mit konventionellen Referenzen nicht interpretieren l?sst. Stehen die Gilets jaunes links oder rechts, sind sie progressiv oder konservativ? Findet eine R?ckkehr des Klassenkampfs statt oder ein Aufstand der Peripherien gegen die globalisierten Zentren? Vor diesen Bruch mit ihren Gewissheiten gestellt, reagierten die meisten Zeitdiagnostiker mit Schweigen oder Verleumdung. Soziale Gelbsucht schaut hinter die Kulissen und zeigt, dass hinter den konfusen und widerspr?chlichen Formen der Revolte sich der Versuch zeigt, das Leben in die eigenen H?nde zu nehmen. Schlie?lich geht es um die Frage: Wie l?sst sich eine Politik durchsetzen, die von der gro?en Mehrheit abgelehnt wird? Diese Frage stellt sich nicht nur in Frankreich.
Guillaume Paoli, 1959 in Frankreich geboren, lebt in Berlin und war Mitbegr?nder der Gl?cklichen Arbeitslosen, deren Manifeste 2002 unter dem Titel Mehr Zuckerbrot, weniger Peitsche erschienen, sowie Hausphilosoph im Leipziger Theater. F?r Matthes & Seitz Berlin veranstaltete er in den letzten Jahren eine Diskussionsreihe im Roten Salon der Berliner Volksb?hne.